Word is out
Von jali
Seit ein paar Jahren streiten die Google-Tochter YouTube und die deutsche GEMA um Verwertungsrechte an Videos, und deren Vergütung. Zusammengefasst gehet es dabei darum, dass YouTube der GEMA die Zahlung einer Pauschale anbietet, die GEMA aber einen Satz von 0,6 Cent pro Abruf eines Videos haben möchte.
Nun hat das Landgericht Hamburg in erster Instanz dazu entschieden (PDF). Im Wesentlichen sieht das Gericht YouTube als sog. mittelbaren Störer, nicht -wie die GEMA es gerne gehabt hätte- als Täter. Rechtsanwalt Thomas Stadler hat zu der juristischen Seite eine lesenswerte Einschätzung abgegeben.
Beim Lesen derselben sind mir zwei Dinge aufgefallen. Das eine ist die -im Urteil geforderte- Einrichtung eines Wortfilters. Wo das von YouTube eingesetzte Content-ID Verfahren,dessen Einsatz das Gericht fordert, offensichtlich recht zuverlässig funktioniert, ist YouTube verpflichtet über einen Wortfilter alle Beiträge zu sperren in denen irgendwo Namen von Künstlern auftauchen die von der GEMA vertreten werden, oder Worte, die in Titeln von Songs aus dem GEMA-Katalog vorkommen.
Da der GEMA-Katalog recht umfangreich ist, dürfte das für so ziemlich jedes alltagsgebräuchlice Wort der deutschen Sprache gelten. Wenn man auch nur davon ausgeht, dass damit nur der komplette Name eines Songs gemeint ist, dürfte das zu erwartende Overblocking die Plattform gänzlich unbenutzbar machen. Der Shitstorm der da dräut dürfte gigantisch werden.
Der zweite Punkt, der mir aufgefallen ist, ist wie die GEMA -mal wieder- ein modernes und u.U. höchst lukratives Geschäftsmodell aus dem Fenster wirft.
Scheinbar gibt es ein paar Dinge die die GEMA nicht begreift:
- Die Menschen, vor allem die jungen, schauen sich Musikvideos nicht mehr auf MTV (da gibt’s gar keine mehr) sondern auf YouTube an. Ein Song wird auf YouTube quasi “Probegehört”
- Die Menschen sind scheinbar bereit für Inhalte zu Zahlen (Kim Schmitz hat immerhin Millionen mit bezahlten Megaupload-Accounts verdient). Nur bequem und schnell muss es sein.
- YouTube’s Content-ID System ist offenbar gut darin, ein Musikstück zu erkennen.
Ich bin ja kein Kaufmann, aber mir fällt da spontan was zu ein: Warum nicht eine Kooperation mit Google machen? Man baut einen Online-Musik-Store auf, der den Gesamtkatalog der GEMA enthält (sollte eigentlich kein Problem sein).
Man entwickelt ein One-Click-Buy System (könnt ihr mal Amazon fragen, wie sowas geht, die haben das seit Jahren). Dann nutzt man Googles Content-ID um in einem Video vorhandene Musik zu identifizieren. Wird es fündig, erscheint direkt neben dem Video ein Button, über den der geneigte User das Stück mit einem Mausklick für meintetwegen 99 Cent als MP3 herunterladen kann. Einfach so. Ohne groß Bohei.
Das ist so einfach und schnell, dass viele User lieber die paar Cent berappen, als sich bei thepiratebay.org auf die Suche nach dem Stück zu machen (von dem ja ggf. nicht mal der Titel oder Interpret bekannt sein muss).
Ich kann mir nicht wirklich vorstellen das Google so einer Geschäftsidee ablehnend gegenüber stünde.
Aber statt es einfach mal auszuprobieren, heult die GEMA lieber rum, wie böse alle sind. Schade eigentlich.